KeYNaMM 25-26
KeYNamM
by
Ruwen Rouhs
25 Neubeginn
Die drei trennten sich, als sie wieder im Trockental angekommen waren. KeYNamM und Ikken ritten nach Südosten zum Hof Ennands, Anir nach Westen zur Stadt. Als der Ankläger am späten Vormittag dass Stadttor Tinghir erreichte, wurde er schon ungeduldig von einem Boten erwartet, „Herr, Herr Ihr sollt sofort zum Amtssitz des Gouverneurs kommen, der Gouverneur Yattuy und der Stadtkommandant warten schon. Gegen Mittag wollen die Notabeln der Stadt, dem neuen Gouverneur seine Aufmachung machen!“ Anir trieb sein Pferd zur Eile an. Als er am Stadthaus war, stürzte er schwitzend und noch den Geruch der vergangene Nacht auf der Haut, in den Ratssaal.
„He Anir, hast Du verschlafen?“ begrüßte ihn Yattuy, „Das bin ich von Dir nicht gewohnt, Anir Junge! Hat Dich die Provinz faul gemacht? Früher warst Du immer der erste!“ Die feine Nase des Stadthauptmann hatte erschnuppert was Anir in der Nacht getrieben hatte und stellte trocken fest, „Ich wette unser Staatsanwalt hat heute Nacht etwas Wichtigeres zu tun gehabt als zu schlafen. Sonst ist er immer noch vor mir hier!“
„Dann hast Du doch eine geheime Freundin? Wann stellst Du mir sie vor?“ Aber bevor Anir seinem Jugendfreund antworten konnte, lenkte der Stadthauptmann des Gesprächs in andere Bahnen. „Gouverneur Yattuy will ein Beratergremium einsetzten, da er hier fremd ist. Du und ich sollen ihm angehören und jetzt benötigen wir noch eine Frau, da keiner von uns dreien über die Belange der Frauen dieser Stadt wirklich Bescheid weiß.“ Er kratzte sich am Kopf, „Meine kommt dafür nicht in Frage. Sie steht mir einfach zu nahe und eine Marktfrau sollte es auch nicht sein, obwohl die am Besten Bescheid wissen!“
Anir dachte kurz nach, „Meine Haushälterin ist herzensgut jedoch nicht klug genug für so eine Aufgabe.“ Dann strahlte er, „Tirizi, die Besitzerin von der Herberge zum „Durstigen Kamel“ weiß bestimmt über Alles in der Stadt Bescheid, kennt jeden und jede und ist als Geschäftsfrau erfahren in vielen Dingen! Obwohl?“ und er überlegte einen Augenblick, „Hat sie als Besitzerin einer Karawanserei nicht in einem zu verdächtigen Ruf?“
Der Stadtkommandant überlegte einen Augenblick, „Gouverneur Yattuy, Anirs Vorschlag ist gut, obwohl die vornehmen Frauen die Nase rümpfen werden. Tirizi ist wirklich eine tüchtige Geschäftsfrau, selbständig, erfahren in allen Dingen des Lebens und sie hat das Ohr auch der armen Frauen. Bisher habe ich ihr als oberster Polizist der Stadt nichts vorzuwerfen und bei mir enden alle Klagen.“
„Ist das am Ende Deine Freundin?“ grinste Yattuy. Als Anir den Kopf schüttelte, befahl der neue Gouverneur die Herbergsmutter schnellstens herbeizurufen.
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Tirizi wurde nervös als der Befehl des Gouverneurs eintraf, um sie abzuholen. Der Bote jedoch beruhigt sie. „Der Gouverneur, der Ankläger und der Stadthauptmann brauchen Deine Hilfe und so eine Ehre darfst Du nicht abschlagen.“
Am Amtssitz des Gouverneurs, drängten sich die Notabeln schon ungeduldig vor dessen Haupteingang als sie kam. „Warum darf sie hinein, eine der untersten Klasse?“ fragte der hagere Sklavenhändler und Importeur illegaler Güter seine Kollegen, den dicken Bordellbesitzer und den noch dickeren Getreidehändler. Letzterer schnaubte wütend durch die Nase, „Uns so ein Weib vorzuziehen würde sich ein erfahrener Gouverneur nicht erlauben!“ Der Bordellbesitzer aber strahlte, „Der Ankläger ist drinnen, was soll er von ihr schon wollen? Das Weib verhaften. Solche wie sie schaden meinem Geschäft!“
Im großen Saal staunten die drei und die anderen Notabeln nicht schlecht, als sie Tirizi rechts vom neuen Gouverneur neben Staatsanwalt Anir auf der Empore sitzen sahen. Links des Gouverneurs hatte der Stadthauptmann Platz genommen.
Der Stadthauptmann erhob sich, als die Geladenen Platz genommen hatten. “Meine Herren, Notable dieser Stadt und der umliegenden Dörfer!“ er winkte ihnen sich zu erheben, „Gouverneur Yattuy gibt sich die Ehre Euch heute zu einem kurzen Empfang zu treffen. Der große, offizielle Empfang wird stattfinden, sobald die notwendigen Vorbereitungen für ein Fest zu Ehren des Imperators abgeschlossen sind. Es wird vor den Toren der Stadt abgehalten mit Spielleuten, Gauklern, Clown und Possenreißern. Die Einladung wird allen Bewohner von Tinghir, des Grenzlandes und der zur Gouvernement gehörigen Dörfer ergehen.“
Die Notabeln erhoben sich und verneigten sich vor den neuen Gouverneur. Darauf erhob sich Yattuy ebenfalls, verbeugte sich und forderte dann die Anwesenden mit Gesten auf sich zu setzen. Dann richte er das Wort an sie, „Stützen des Gouvernement, darf ich mich zuerst für den gestrigen Empfang am Stadttor bedanken, besonders bei unserem Stadtkommandanten und Anir dem Staatsanwalt und Ankläger. Ihm bin ich seit unserer gemeinsamen Studienzeit freundschaftlich verbunden.“ Dann musterte er die Reihen der Gäste ausgiebig und fuhr fort, „Ich sehe, an euren erstaunten Gesichter, dass Sie sich wundern, das der Stadtkommandant und der Staatsanwalt hier neben mir auf dem Podium sitzen!“ Er lächelte, „Sicher noch größer ist Euer Erstaunen über die Dame an meiner Seite.“ Dann machte er eine Pause. „Sie ist Ihnen sicher allen bekannt. Für die, die sie nicht kennen,“ er machte erneut eine Pause und verbeugte sich jetzt vor Tirizi. „Ja, es die Besitzerin der Herberge zum „Durstigen Kamel“, es ist die ehrenwerte Tirizi. Sie habe ich zur Vertreterin aller Frauen der Stadt und der Dörfer bestimmt, denn die Tradition in meiner Heimat gebietet, dass auch Frauen ihre Stimme im Führungskreis des Gouvernements haben. Ich habe diese drei gebeten mir in allen Fragen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.“ Als sich ein unwilliges Gemurmel erhob, ignorierte er dies und verkündete, „Jetzt meine Notabeln, werden sie mir von Tirizi und dem Stadthauptmann einzeln vorgestellt.“
Nun wandte er sich betont laut an den Ankläger, „Mein Freund Anir, Du wirst in der Zwischenzeit die Untersuchungen zum Mord und den monströsen Verbrechen des Gouverneurs Gwasila vorantreiben. Verhöre Lalla und Kella, die Helferinnen des Serienmörders. Wenn notwendig, dann setze sie auf den Hexenstuhl. Ich will alles wissen, wann er den ersten Mord begannen hatte, wo er sie begangen hatte, an wie viele Morde sie sich erinnern können. Besonders interessiert den Imperator, ob dem Gouverneur Gwasila Helfer zur Seite gestanden haben und wer seine Mitwisser waren.“ Ein Gemurmel erhob sich; fragende Stimmen von den Notabeln der Dörfer, zustimmende von denen aus der Stadt und protestierende aus der Clique des ehemaligen Gouverneurs, zu der auch der Sklavenhändler, der dicke Bordellbesitzer und der Getreidehändler zählten. Sie waren bleich geworden und der Angstschweiß stand ihnen auf der Stirne.
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Anir stieg die dunkle Treppe zur Folterkammer herab. Heute erschien der unterirdische Weg von der Gouverneursvilla zur Folterkammer des Gwasila viel kürzer, als an dem Tag, an dem sie die Leiche des Gouverneurs im verrauchten Haus entdeckt hatten. Graues Licht strömte aus der Tür zur Folterkammer in den Gang und als er näher kam, hörte er die beiden Dienerinnen drinnen miteinander flüstern. Er verstand sie jedoch nicht.
Vom Eingang aus überblickte er den Raum. Lalla und Kella saßen mit dem Rücken zu ihm auf Stühlen gefesselt mit dem Blick in Richtung zum Ausgang des Folterkellers zur Stadtmauer. Bahre und Puppen standen an ihrem angestammten Platz, nur der ausladende Gegenstand zwischen den beiden war neu hinzugekommen. Im ersten Moment erkannte Anir nicht um was es sich handelte. Dann erinnerte er sich. Es musste ein Hexenstuhl sein. Von diesem Folterinstrument hatte er während seines Studiums gehört, aber nie davon, dass er angewendet wurde. Aber hier an der Grenze des Imperiums zum Reich der Wüstensöhne, dem abgelegensten Ort des Imperiums, gab es ihn noch und er wurde ihm für das Verhör zur Verfügung gestellt. Jetzt erinnerte er sich auch, wie der Hexenstuhl gebaut war, sowie wie er angewendet werden konnte.
Der Hexenstuhl war eigentlich nichts weiter als ein riesiger Stuhl, einem Thron nicht unähnlich. Jedoch an ihm war vorne, etwas oberhalb des eigentlichen Sitzes, ein schmales Brett angebracht. Den Delinquenten wurden die Überkleider ausgezogen, sodass ihr Rücken und ihr Hinterteil nackt waren. Dann wurden sie so auf dem Stuhl festgebunden, dass sie mit ihren Oberschenkeln auf dem Brett saßen und ihr nacktes Hinterteil über die Sitzfläche hing. Aus dieser ragten fingerlange, scharf angespitzte Stacheln aus dem Holz des Eisenbaumes, die, sobald man sich auf sie setzte, ins nackte Fleisch eindringen würden. Mit ähnlichen, aber kürzeren Stacheln waren die Armlehnen des Stuhles und das Fußbrett besetzt. Solange der oder die Verhörte stark genug waren, um sich auf dem schmalen Brett halten zu können, berührten sie weder mit ihrem Gesäß die harten Stacheln des Sitzbretts, noch mit ihrem Rücken die Rückenlehne, aus der ebenfalls scharfe Stacheln herausstanden, noch mit ihren Unterarmen die Stacheln der Armlehnen oder mit den Fußsohlen, das stachelbewährte Fußbrett. Kaum Beschuldigter konnte seine Muskeln auf die Dauer so anspannen, das er längere Zeit auf dem schmalen Brett sitzen konnte, ohne dass sie einer nach dem anderen nachgaben. Meist bohrten sich zuerst die Stacheln der Armlehnen und des Fußbrettes in das Fleisch, aber kurz darauf auch die des Sitzbrettes und der Rückenlehne. Der Delinquent spießte sich nach und nach selbst auf während seine Schmerzen ins Unermessliche stiegen.
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Anir war sich bewusst, das er mit Hilfe dieses Stuhls jedes Geständnis erzwingen konnte, unabhängig davon ob es der Wahrheit entsprach oder nicht. Sein Gewissen opponierte gegen diese Art des Verhörs, aber er musste die Wahrheit erfahren. Er durchschritt den Raum, blieb vor Lalla und Kella stehen, musterte sie, erst Lalla dann Kella. Dann begann er vor ihnen auf und ab zuschreiten. Ihr Flüstern verstummte und sie starrten seine dunkle Silhouette an, die sich gegen das Licht, das vom Ausgang zur Stadtmauer her in den Raum drang, abhob. Lange Zeit herrschte lautlose Stille. Schließlich zischte Lalla, die ältere der Schwestern: „Ankläger! Ankläger Anir, Du willst uns verhören? Glaubst Du, dass dies Deine Pflicht ist? Nein! Du vernachlässigst Deine Pflicht! Wer ist der Mörder des Gouverneurs? Hast Du ihn schon gefangen. Wer sind seine Helfer? Hast Du sie schon dingfest gemacht? Glaubst Du, das wir unser Gwasilalein ermordet haben, ihn, den wie unseren Sohn aufgezogen haben?“ Kella setzte hinzu, „Du und der Stadthauptmann, ihr verdankt ihm alles, Tinghir verdankt ihm alles, selbst der Imperator verdankt ihm mehr als er verdient! Habt ihr ihn ermorden lassen? Du und der Stadthauptmann? Steckt ihr hinter der Tat der drei Jinns? Schande, Schande über euch! Sein Blut wird über Euch und die Stadt kommen!“
Anir blieb vor Lalla stehen. Für einen Moment fiel sein Schatten auf sie und erlaubte ihr sein Gesicht zu studieren. Dort sie sah nichts Gutes. „Du weißt was da zwischen Euch steht, Lalla! Du kennst den Hexenstuhl! Bedenke bei Deinem Leben, dass Du bald auf diesen Thron Platz nehmen wirst, wenn Du nicht alles offenbarst. Alle Geheimnisse von Gouverneur Gwasila, alle seine Verbrechen, wer seine Helfer waren, wer seine Mittäter! Ich rate Dir, bleib bei der Wahrheit!“ Dann fixierte er Kella, „Oder möchtest Du Kella zuerst antworten?“
Bevor eine der Schwestern weitere Anschuldigungen erheben konnte, fuhr Anir fort: „Tadlas Leiche wurde vor nur wenigen Tagen gefunden, die des Mädchens aus dem Grenzland einige Monate zuher und davor noch die des ermordeten Knaben! Ihre Kleider schmücken diese Puppen, wie die Trophäen eines Jägers sein Haus schmücken. Der Gouverneur war der Jäger, aber er jagte keine Löwen oder andere wilde Bestien. Nein! Nein, die jagte er nicht! Der Feigling jagte unschuldige Mädchen und Knaben, wehrlose, unschuldige Kinder! Er war der Jäger, das Monster, denn nur durch seine Schlafkammer gelangt man in diesen Raum!“ Anir deutete mit seinem ausgestreckten Arm auf die Schwestern. „Ihr Beide seid alt, aber nicht so alt, das ihr vergessen haben könntet, dass er der Jäger war und wann er seine Beute erlegt hat!“
Lalla schnappte das Wort Jagd auf, „Ja, der Gouverneur hat immer gejagt. Er war Jäger! Er war kein Feigling, kein Monster. Er hat das Böse gejagt!“ Sie zeigte auf die Puppe mit Tadlas Kleider, „Tadla war böse! Er musste sie töten, die Hexe. Der Ausbund des Bösen weigerte sich Buße zu tun! Er musste sie töten, damit das Böse in Tinghir nicht die Oberhand gewinnt! Tadla war böse, sie hat sich gewehrt, hat ihn gekratzt, hat unser Gwasilalein gebissen, in die Hand gebissen, die Hand, die sie vom Bösen heilen wollte!“
„Du gibst also zu, dass er sie ermordet hat, sie verstümmelt hat? Du gibst also zu, dass der Gouverneur ihr Mörder ist?“
„Der Gouverneur ist kein Mörder! Der Gouverneur war der Richter. Er war der Racheengel Gottes! Seine Aufgabe war das Böse auszurotten!“
„Was glaubst Du Ankläger, warum der Knabe streben musste, der schmutzverschmierte Knabe und all die verrotteten Knaben zuvor! Er weigerte sich, seine Sünden abwaschen zu lassen. Er verweigerte das Reinigungsbad, das wir für ihn bereitet hatten! Als ihn der Gouverneur ins Wasser steckte, brüllte und tobte er! Nicht nur sein Körper war besudelt, nein, auch seine Seele! Er war verrottet! Er war einer von denen, die den Imperator ermordet hätten, wenn der Gouverneur nicht seine Pläne durchkreuzt hätte!“
„Und warum hat er ihn gepfählt, warum ihm die Hoden abgeschnitten!“
„Solche Vögel überleben ihren Tod, wenn ihre Seele nicht festgenagelt wird! Sie stehen wieder aus ihre Gräbern auf und verüben weitere Gräueltaten, wenn ihnen kein Pfahl ins Fleisch gerammt wird!“ kreischte Kella und rüttelte an ihren Fesseln.
Der Schreiber, der bisher das Protokoll scheinbar ungerührt anfertigt hatte, schrie plötzlich empört auf, „Hört auf! Hört auf ihr Hexen! Der Junge? Der, ein potentieller Königsmörder? Der verrottet? Der Knabe war mit unserem Nachbarn verwand. Ich kannte ihn gut. Er war nicht böse! Er ist nie böse gewesen! Er hatte eine reine Seele! Er ein potentieller Mörder? Er hätte nie einen Mord begannen!“ er stöhnte auf. „Das sind Beschuldigungen von Wahnsinnigen!“
“Du hast Recht Schreiber! Ist das hier noch Vernunft oder ist es schon Wahnsinn? Aber wir müssen fortfahren im Verhör!“ Dann wandte sich der Ankläger wieder den Schwestern zu. „Ihr habt also bei der Ermordung des Knaben zugesehen, ihr habt dem Gouverneur geholfen diese Wahnsinnstat zu begehen? Ihr wart die Helfer des Gouverneurs! Seid ihr auch seine freiwilligen Helfer, bei der Ermordung der anderen Knaben und Mädchen gewesen? Wie war das mit Tadla und dem anderen Mädchen und den Mädchen und Knaben zuvor? Wann hat der Gouverneur, das erste Mal getötet?“
Lalla zischte jetzt wie eine Schlange, „Es gab kein erstes Mal, nein, es gab kein erstes Mal in Tinghir. Seit er ein Knabe war, hat der Gouverneur das Böse verfolgt, es ausgerottet! Schon als Junge hat er das Böse vernichtet, schon lange bevor er hierher kam. Schon immer war er die Hand des gerechten Gottes!“
Anir seufzte. Er war empört, verzweifelt und niedergeschlagen. In seiner Verzweiflung hatte er nicht bemerkt, dass der Stadthauptmann eingetreten war. „Diese Aussagen reichen vorerst, denn ich will im Archiv nachprüfen, in welchem Jahr die ersten ermordeten Mädchen und Knaben aufgefunden wurden. Ich will nachprüfen, ob dieser Zeitpunkt mit dem Zeitpunkt zusammen trifft, an dem der Imperator Gwasila als Gouverneur nach Tinghir geschickt hat!“
„Einverstanden! Aber bevor wir das Verhör abbrechen, sollten wir noch klären, ob außer dem Gouverneur selbst und seinen Dienerinnen noch weitere Bürger des Imperiums an dem Morden beteiligt waren. “ Anir wandte sich wieder Lalla und Kella zu. „Wer hat dem Gouverneur die Kinder zugeführt? Er dürfte kaum durch die Stadt gegangen sein, um selbst die Kinder einzusammeln. Ward ihr das?“
Als keine der Schwestern Anstalten machte die Frage zu beantworten, trat der Stadthauptmann zum Hexenstuhl, strich über dessen Lehne und sah erst Lalla dann Kella an, blickte dann zum Ankläger und zurück zu Lalla und fragte, „Du oder Du?“ Das reichte den Schwestern.
„Wir haben sie meist nur ins Haus gelassen, wenn sie an die Tür geklopft haben. Oft aber wurden sie auch vom Bordellbesitzer geschickt! Das stimmt doch Lalla?“ rief Kella ihrer Schwester zu, „Und die Mädchen, die er vorbeischickte, waren vom Teufel besessen, alle vom Teufel besessen!“
„Du vergisst den Getreidehändler, Kella!“ redete sich Lalla in Rage, „Er brachte von seinen Reisen oft Mädchen mit, hässliche, ungewaschene Bauerndirnen. Die brachte er selbst vorbei, damit ihnen der Gouverneur das Böse austreibe!“
„Ja, vergiss nicht den mit dem schwarzen Bart, der brachte von seinen Kauffahrten oft Knaben mit, Knaben von weit her, aus dem Unland, aus dem Grenzland oder aus den Wüsten im Süden. Auch diese Heiden versuchte der Gouverneur zu bekehren!“
„Ja, die drei schlossen sich dann mit dem Mädchen oder dem Knaben hier unten ein, beteten mit ihnen, flehten sie an ihre Schuld zuzugeben, sich zu bekehren. Sie beteten laut und ihr Flehen war die ganze Nacht zu hören. Der Teufel in den Kindern stöhnte und weinte, schrie und fluchte, aber der Gouverneur und seine Freunde haben immer gesiegt. Sie jagten die bösen Geister in die Hölle zurück und hier blieben nur die leblosen Hüllen der Verruchten und ihre schwarzen Seelen!“
„Ja! Ja! Ja! Das waren die Hüllen, die später am Fuß der Stadtmauer gefunden wurden, zur Abschreckung und Mahnung für die ganze Stadt!“
Gouverneur Yattuy hatte den letzten Teil des Geständnisses mitgehört. „Das reicht! Schreiber hole Wachen, die sollen die beiden Schwestern in ihre Zelle bringen, dort an gegenüberliegende Wände fesseln bis ich einen Gerichtstermin angeordnet habe.“ Dann verließen der Gouverneur, der Ankläger und der Stadthauptmann die Folterkammer.
Auf dem Weg ans Tageslicht fragte Anir, „Wie gehen wir weiter vor? Zum jetzigen Zeitpunkt wäre es unklug, den Bordellwirt, den Getreidehändler und den Karawanenbetreiben auf Grund der Beschuldigungen der beiden Hexen festzunehmen. Wir müssen eindeutigere Beweise haben.“
Gouverneur Yattuy nickte, wandte sich darauf dem Stadthauptmann zu, „Du stellst sicher, dass keiner der drei Beschuldigten die Stadt verlässt oder Boten aus der Stadt schickt. Ihre Verhaftung muss warten.“
„Lassen wir uns Zeit, vielleicht wäre es die richtige Strategie, die drei Helfer des Gouverneurs Gwasila im Verlauf des Prozesses gegen die Hexen mit ihren Aussagen zu konfrontieren, sie vor aller Öffentlichkeit zu überführen und anschließend gleich mit abzuurteilen.“ schlug Anir vor.
Als sie ins Tageslicht hinaus traten, seufzte Gouverneur Yattuy, „Ein schlimmer Tag Freunde, so schlimm habe ich mir meinen Anfang in diesem neuen Amt nicht im schlimmsten Alptraum vorgestellt!“ Dann aber sagte er mit festen Stimme, „Aber ich bin stolz auf das, was wir geleistet. Ich bin stolz, dass die Sonne über Tinghir wieder scheinen wird!“ Dann drehte er sich Anir zu, legte ihm die Hände auf die Schultern, schaute ihm lange in die Augen, „Ich habe soviel Fragen an Dich mein Freund Anir. Entspanne Dich und lass uns im Abendlicht Wiedersehen feiern!“
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26 Hiyya und Ikken
Hiyya wartete schon seit Tagen auf Ikkens Rückkehr. Immer wenn sie an die Nacht vor der Abreise dachte, wünschte sie sich, dass beide, Ikken und Tanan, zusammen zurückkommen würden. Aber das glaubte sie nicht, denn Tanan hatte geschworen seine Mutter nie mehr zu verlassen. Auch jetzt hockte sie in ihren Ausguck in den überhängenden Zweigen eines Argahnbaums dort wo der Galeriewald in die Trockensteppe des Grenzlandes überging und spähte nach Ikken und KeYNamM aus. Das Schnarren der Zikaden und die Hitze des frühen Abends machten sie schläfrig. Immer wieder sank ihr der Kopf auf die Brust. Sobald sie aufschreckte, spähte sie in die Ferne. Nichts war am Horizont zu sehen, kein einzelner Reiter, keine Kavalkade, immer nur Weite.
Als sie am Eindämmern war, schreckten sie Hufschläge auf. Jemand rief fröhlich, „Was für ein seltener Vogel! Schau Ikken! Was für ein seltsamer Vogel. Dort am Baum! Er hat zwei Beine aber keine Flügel.“ Ikken, der seinem Vater in einigem Abstand gefolgt war, gab seinem Pferd die Sporen und als er unter dem breitästig Baum angelangt war, rief er „Hiyya! Hiyya! Bist Du das oder ist das ein Jinn in bunten Kleidern? Komm, flieg herab, Vögelchen!“
Hiyya glitt vom Ast, sprang aber nicht zu Boden, sondern landete vor Ikken auf dem Pferd. Für einen Augenblick überlegte sie, ob sie schmollen sollte, aber als ihr der süße Geruch des verschwitzten Ikken in die Nase stieg, war all ihr Groll vergessen. Sie sich halb zu ihm um und lächelte ihn an. Als er ihr einen leichten Kuss auf die Wange gab, begann sie zu strahlen. Beim Weiterreiten schmiegte sie sich eng an Ikken, der sein Pferd mit der linken Hand lenkte und mit der rechten unter ihrem weiten Hemd nach ihren Brustwarzen tastete. Als er erst die eine Himbeere, dann die andere zwischen seinen Fingern rubbelte, war Hiyya glücklich.
„Kannst Du Dich noch an die beiden erinnern?“ und Hiyya meinte die Brustwarzen und drückte sich dabei noch enger an Ikken. „Ich dachte Du hättest mich wegen ganz Tanan vergessen! Sicher habt ihr jede Nacht miteinander herumgespielt.“ Nach einem kurzen Seufzer fragte sie schüchtern, „Habt ihr auch über mich gesprochen?“
„Ich? Dich vergessen? Das glaubst Du selbst nicht!“ während er ihre rasch jetzt steil abstehenden Brustwarzen weiter streichelte und kicherte, „Die von Tanan sind kleiner, aber werden genau so spitz und hart. Aber ich soll Dich von ihm grüßen! Du sollst ihn nicht vergessen, rief er mir beim Abschied zu! Er denkt immer an Dich!“
Hiyya genoss es so zart von Ikken gestreichelt zu werden. Gleichzeitig spürte sie, das sich etwas Hartes von Hinten in ihren verlängerten Rücken bohrte. Sie überlegte einen Augenblick was es sein könnte, aber dann war ihr klar, dass das kein Stück Holz oder sogar ein Messer war. Sie fasste hinter sich und hatte das Ding mit einem Griff. Ikkens steifer Spitz hatte sich selbständig gemacht und stand steil aufgerichtet griffbereit aus dem Hosenschlitz. Hiyya begann Ikkens Spitz im Rhythmus des Trab zu rubbeln und bemerkte, „Der ist ja gewachsen, seit dem letzten Mal!“ Bevor das Pferd noch die nächsten zehn Schritte gemacht hatte, lief ihr etwas Heißes die Hand herunter. Sie führte sie zur Nase, roch daran und steckte dann ihre Zunge in die warme klebrige Masse. „Ah! Das riecht wie Du, Ikken! Das schmeckt nach Dir, mmmgh!“ lachte sie dann. „Schade, dass Tanan nicht auch hier ist, ich wette er kommt genau so schnell wie Du und ich könnte vergleichen wer besser riecht!“ Als Ikken einwendete, „Dann wären wir aber nicht allein!“ und wissen wollte, „Oder willst Du heute Nacht nicht mit mir allein sein?“ Flüsterte sie ihm zu, „Ich liebe Dich doch Ikken. Ich will Dich heute ganz für mich allein!“ Ikken gab ihr einen Kuss hinters linke Ohr und flüsterte zurück, „Ich habe was von Tanan gelernt! Was ganz Tolles! Ich zeig Dir das heute Nacht!“
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Auf Ennands Hof, wie auch im übrigen Unland, ging alles wieder seinen gewohnten Gang, so als hätten die marodieren Söldner Areksims die Bauern am Draa nie ausgeraubt und ihr Vieh gestohlen. Sofort nach dem Tod von Gouverneur Gwasila hatten die Söldner das Unland verlassen. Sie waren in ihre Heimatdörfer zurückgekehrt, um wieder zu Bauern und Handwerker zu werden, die sie vor Gwasilas Rachefeldzug zu den Stämmen in der Wüste gewesen waren. Auch Ennands Verwandte waren mit ihrem Vieh eiligst zu ihren zerstören Höfen zurückgekehrt und hatten mit deren Wiederaufbau begonnen.
Aylal und Anirt und Amimt, die Zwillinge, waren zuerst froh gewesen wieder allein zu sein und das machen zu können, was sie am liebsten taten, nämlich spielen! Bald begannen sie sich aber zu langweilen. Die Ankunft von KeYNamM und Ikken brachte die ersehnte Abwechslung. Als Aylal die kleine Kavalkade mit KeYNamM, Ikken und Hiyya am Waldrand auftauchen sah, ließ er sofort die Zwillinge stehen und rannte ihr entgegen, „KeYNamM-baba, KeYNamM-baba!“ jubelte er. Als der ihn zu sich aufs Pferd hob, fiel er seinem Baba um den Hals und ließ ihn nicht mehr los. Anirt und Amimt gelang es nicht, ihn herunter zu locken, selbst als die Reiter schon auf Ennands Hof angekommen waren.
Aylal hatte seinen KeYNamM-baba so vermisst, dass er ihm den ganzen Abend nicht einen Moment von der Seite ging, nicht beim Essen und auch nicht danach, als der Amestan ausführlich die Ereignisse in Tinghir schilderte. Das dauerte fast bis Mitternacht. „Und bleibt ihr jetzt hier, wenigstens ein paar Tage?“ fragte Ayri, als sie sich ins Haus zurückzogen, „Ihr müsst euch endlich ausruhen!“ „Nein, nein, liebes Schwesterlein! Schon morgen muss ich mit Ikken und Aylal weiter nach Tamegroute zum Grab der Könige des Unlandes, wo auch das Grab meines Vaters ist. Der Marabout erwartet uns.“ Dann machte er ein geheimnisvolles Gesicht. „Es wird Zeit, dass ich ihn treffe und ihm meine Söhne vorstelle! Der Heilige ist uralt und nur er kennt den Nachfolger des Amestans!“„Nachfolger? Du bist noch so jung, KeYNamM! Der Draa braucht Dich, Deine Söhne brauchen Dich und vergiss nicht, Du bist der einzige, der den Imperator zwingen kann, dass er das Volk am Draa aus der Tributpflicht entlässt!“ beschwor ihn Ennand. „Der Marabout ist der einzige, der weiß wer mein Nachfolger als Amestan wird und wer mein Volk befreit kann. Nur er allein kennt die Zukunft!“
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Nach Heimkehr der Verwandten Ennands auf ihre Höfe war wieder ausreichend Platz im Haus. Während Hiyya heute den Raum mit ihren Schwestern teilen musste, sollte Ikken mit KeYNamM und Aylal in der Kammer zum Garten hin schlafen, die eigentlich ihr Raum war. Aylal hatte darauf bestanden mit KeYNamM im Bett an der dunklen Wand gegenüber des Fensters zu schlafen. Das war Ikken nur recht, da er jetzt das Bett unter der Fensterluke benutzen konnte, von dem er unbeobachtet aus der Fensterluke ins Freie klettern konnte, um sich im Dunkeln mit Hiyya zu treffen.
Nachdem Ikken kurz vor Mitternacht endlich im Bett gekommen war, schlief er sofort ein, obwohl er wegen Hiyya hatte wachbleiben wollen. Als er im ersten Tiefschlaf von Yufayyur träumte, wurde plötzlich die leichte Bettdecke weggezogen, unter der er sich verkrochen hatte. Die frische Nachtluft weckte ihn sofort. Mit einem Ruck saß er aufrecht im Bett. Im ersten Moment war er verwirrt und rätselte wer das Mondlicht verdeckte, das durch die Fensterluke ins Zimmer drang. Bevor er schreien konnte, versicherte ihm jedoch die Gestalt, „Ich bins doch, Deine Hiyya! Schrei nicht, komm lieber schnell Ikken!“ Er kletterte leise durch die Luke und Hand in Hand schlichen die beiden auf Zehenspitzen über den Hof zum Schuppen beim Stall.
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In einer Ecke des Schuppens hatte Hiyya ein Nest aus Heu gebaut. „Hierher habe ich mich immer mit Tanan geschlichen, wenn wir uns vor den andern Cousins verstecken wollten. Hier stört uns niemand.“ flüsterte Hiyya und zog Ikken ins Heu. Sie begannen sich sofort zu küssen. Ikkens schmiegte sich ganz eng an Hiyya, schob ihr Hemd hoch und begann sie überall zu streicheln. Während Ikkens Autopilot lief, behielt Hiyya ihren klaren Kopf. Sie wusste was sie wollte. Sie drehte sich auf den Bauch und streckte Ikken den Po entgegen, „Ich brauch Dich!“ dabei wackelt mit ihrem nackten Hinterteil, „Komm mach schon! Ich brauch Dich, ich lieb Dich!“
Ikken wusste sofort was Hiyya wollte. Heute wollte er aber etwas Neues mit ihr ausprobieren, etwas was er und Tanan in Tinghir getan hatte. Zwar legte er sich zuerst nochmals auf Hiyya, schmiegte sich eng an ihren warmen Rücken, schob die Hände unter ihre Brust und begann ihre kleinen Brüste zu streicheln, küsste dabei ihren Hals und schleckte an ihren Ohren. Als sich Hiyya unter ihm hin und her zu winden begann, drehte er sich leicht zur Seite und begann mit seinen Fingerspitzen ihrem Rückgrat entlangzufahren bis zu der Ritze zwischen die runden Pobacken und weiter bis zwischen ihre Beine. Jetzt Hiyya krümmte ihren Rücken und schnurrte wie eine Katze. Sie stieß mit ihren Po nach hinten und drehte den Kopf nach Ikken und versuchte ihn zu küssen.
Ikken fand, dass jetzt die Gelegenheit gekommen wäre, mit ihr das auszuprobieren, was er mit Tanan in Tinghir im „Durstigen Kamel“ genossen hatte. „Dreht Dich auf den Rücken Hiyya, so können wir uns besser küssen!“ flüsterte er. Sie war zuerst erstaunt, gab aber seinen Wunsch nach. Die ersten Küsse wechselte Hiyya mit Ikken noch unsicher und behutsam, dann aber war sie begeistert. Obwohl nur ein einziger Mondstrahl den Weg in ihr Versteck fand, konnte sie jetzt sehen, wie Ikkens Augen sie anstrahlten. Sie konnte die bebenden Nasenflügel sehen, mit denen er erregt die Luft einsog und seine roten Lippen, wenn er einen Moment aufhörte zu küssen, um sie anzusehen. Sie spürte die Zunge, die er ihr drängend zwischen die Lippen schob und als sie nachgab und den Mund leicht öffnete, konnte sie fühlen, wie ihre beiden Zungen miteinander spielten. Alles war so neu, so überraschend für sie, dass sie keinen Widerstand leistete und auch nicht leisten wollte als Ikken ihre Schenkel auseinander drückte, seinen schlanken Körper dazwischen drängte und mit seinem steinharten Spitzchen in sie eindrang. Sie gab sie ohne zögern nach und Ikken hatte keinerlei Mühe tiefer in Hiyya einzudringen. Bald war er so tief in Hiyya eingedrungen, wie bei Tanan und er begann sich in ihr zu bewegen. In nächsten Moment fanden sie einen Rhythmus, der sie beide glücklich machte. Am Ende lagen sie verschwitzt aber glücklich und müde nebeneinander und schlummerten ein.
Als Vogelstimmen sie im Morgengrauen aufweckten, küssten sie sich noch ein letztes mal. „Das war schön, heute Nacht Ikken, wunderschön! Das war viel schöner als jemals zuvor!“ flüsterte Hiyya Ikken zu, als sie Morgengrauen ins Haus zurück schlichen.
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Authors Note:
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And I would like to add, thanks for reading.
My other stories posted in Nifty are in English: Buzzards, Hawks and Ravens (in progress), Chances for Changes, Ran-Dy Va-Mp Visits His Friend, Terry and Sam, A Christmas Story and the first chapters of the story called “Sun Quest”
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